Ein Modell ist keine Abbildung von Realität, keine Repräsentation, sondern deren
Konstruktion. Somit zeichnet sich ein Modell durch Abstraktion aus, also die
bewusste Vernachlässigung bestimmter Merkmale. Die an der Ausstellung Super 6
beteiligten Künstler reflektieren in ihren Arbeiten die Frage nach dem Verhältnis
zwischen Innen und außen, Intimität und Öffentlichkeit. In welchen Räumen bewegen
wir uns und in welcher Form? Von wem werden diese Räume definiert bzw. okkupiert?
Ihre Modelle regeln den Code an dessen Ende ein Bild von Gesellschaft sichtbar wird.
Larissa Fasslers Arbeit Hallesches Tor ist eine modellartige Replik eines Berliner
Fußgänger-Untergrund-Tunnels, der verschiedene Bahnsteige des U-Bahnnetzes miteinander
verbindet. Der flüchtige Übergangs-Raum eines Untergrundtunnels wird in dieser Arbeit
in ein konkretes Objekt transformiert. Der Raum ist von innen nach außen gewendet, das
Sichtbare ist versteckt, das normalerweise Unsichtbare wird gezeigt.
Andreas Koch transferiert die Aussichten aus seinem Wohnhaus auf eine Wandecke. Die
Perspektiven der verschiedenen Mieter auf das immer gleiche Gegenüber ändern sich von Etage zu
Etage bis hin zu einem Panoramablick aus dem Dachgeschoss. Die Wandecke wird zum umgestülpten
Modell einer mehrfach verschobenen Wahrnehmung.
Die in der Ausstellung gezeigte Installation der Künstlergruppe BEWEGUNG NURR ist inspiriert
von der Warenwelt der Discounter und ihren kleinen Preisen. Die Werbestrategie der Discounter
besetzt unsere Wahrnehmung und schafft Optionen, indem sie andere ausschließt. NURR ironisiert
diese Strategien und okkupiert mit einer Gesamtinstallation den Eingangsraum der Galerie.
Der Strom der Besucher wird in die weiteren Räume der Galerie gelenkt. Sie ermöglichen
Bewegungen, indem sie andere Bewegungsoptionen verbauen.
Kai Schiemenz architektonische Entwürfe reflektieren die Funktion von Räumen als öffentliche
Orte, die als Bühnenraum für die in der Gesellschaft herrschende Wünsche und Ängste dienen.
Ihre symbolhafte Bedeutung konterkariert Schiemenz jedoch durch die Überdrehung der architektonischen
Form, in der sich Wirklichkeit und imaginäres ineinander verschränken.
Beim Betrachten der Fotografien von Richard Schütz entsteht ein labiles Gleichgewicht in der
irritierenden Art und Weise wie etwas wirkt und sich zum Bild verdichtet, sichtbar und isoliert
für einen Moment zwischen Evidenz und Auflösung. Es treten beiläufig angehäufte Zeichen, die
nicht mehr im ursächlichen Zusammenhang stehen, hervor. Es ist die gestaltete Gegenwart des
Zufälligen als Folge einer absichtlichen UnOrdnung.
VIDEOBUG von Oliver van den Berg ist eine Kamerafahrt durch die Stadt Berlin von einem
Trümmerberg im Osten zu einem Trümmerberg im Westen. Die Kamera wird durch ein Auto auf
dem geradlinigsten Weg vom einen zum anderen Berg bewegt. Durch eine Drehmechanik ist der
Blick kontrolliert auf der Strecke drehbar. Solange die Kamera durch das fahrende Auto
bewegt ist, blickt die Kamera nach vorn. Sobald der Wagen im Verkehr zum stehen kommt,
beginnt sich die Kamera zu drehen und der Standort wird rundherum abgefilmt. Anfang und
Endpunkt der Strecke sprechen für sich- die Strecke dazwischen ist geradlinig beschleunigt
und suchend zugleich.
A model is not a reproduction of reality, nor its representation, but a construction. Therefore
the attribute of a model is its abstract nature, resulting from the wilful negligence of certain
qualities. In their work the artists represented in the exhibition Super 6 reflect upon the
relationship between the inside and the outside, the intimate and the public. In which spaces
do we move about in and in what manner? Who defines these spaces and occupies them? Their
models illustrate a code which defines society.
The installation by the artist group BEWEGUNG NURR is inspired by the world of goods of a
discounter and their small prises. The advertising strategy of the discounter occupies our
perception and creates options, while excluding others. NURR play ironicly with these strategies.
Their installation occupies the entrance space of the gallery. The stream of visitors is directed
into the other rooms of the gallery. NURR allows movement by impeeding alternative fluctuations.
Kai Schiemenz's architectural blueprints reflect upon the function of spaces as public
places, which serve as a stage for the wishes and fears present in our society. Schiemenz
plays with their symbolic significance by overwinding the architectural form. The imaginery
and the real are intertwined.
Andreas Koch projects the views from his apartment house onto a corner of a wall.
The perspectives of the different tenants in the house on a building on the opposite
side of the street changes from floor to floor up to the point of having a final panoramic
view from the attic storey. The wall corner becomes the upend model of a multiple deffered perception.
Larissa Fassler's work Hallesches Tor is a model-like replica of a pedestrian underpass,
which connects different plattforms of an underground station in Berlin. In her art piece
the elusive transit space of an underground tunnel is transformed into a concrete object.
The space is turned from the inside to the outside, the visible is hidden, what normally
is invisible is displayed.
While looking at Richard Schütz's photographs an unstable balance becomes noticeable,
resulting from the irritaiting vain as something comes across and condenses into an image,
visible and isolated for a moment between the evident and disintegration. Casually assembled
signs, which have no direct relation to one another, emerge. What we see is the arranged present
of an intended disorder, which has accidentaly emerged.
Oliver van den Berg's work Videobug is a visual trip through Berlin from one rubble mountain
in the east to another rubble mountain in the west of the city, both dating back to the second
world war. The camera is positioned on the top of a car and is driven from one hill to the other
in a straight-line. While the car is moving forward the camera shows a frontal view. As soon as
the car stops, a rotating mechanism starts to turn the camera around.
The surrounding of the actual position is then being filmed. The beginning and the end
point of the route speak for themselves, the straight-line route inbetween is accelerated
and at the same time searching.