Militärparaden, Polizeieinsätze und Modenschauen dienen unterschiedlichen Zielen und
Zwecken. Gemeinsam ist ihnen die äußerliche Erscheinung, die Präsenz von Körpern in
perfekter Haltung und ausgesuchter Kleidung, die sich ästhetisch von der Normalität
abhebt. Sie funktionieren meist nach einem Rhythmus, in der die Bewegungen einer
Choreografie folgen, die von Befehlen und Sprechchören begleitet oder mit Musik unterlegt,
die Betrachter beeindrucken sollen. Es wird ein hyperreales, übermenschliches
Bild kreiert, dass der Selbstpräsentation eines Staates, einer politischen Bewegung
oder einer Marke dient. Die dahinter stehenden Interessen an der Zurschaustellung
von Macht und Kapital werden symbolisch überhöht und in einer ritualisierten
Form der Öffentlichkeit präsentiert.
In der Ausstellung Cut the pace! (Marsch mit halbem Schritt) setzt sich Christine
Weber malerisch und filmisch mit unserem Verhältnis zu einer Welt manipulativer und
kommerzialisierter Bilder auseinander, die unser Bewusstsein mehr und mehr besetzen
und unsere Wahrnehmung formen. Durch das digitale Zerschneiden und Zerlegen
dieser Bilder unterläuft Christine Weber die Ästhetik der medialen Inszenierung, die
die Kontrolle über den menschlichen Körper als ein dekoratives Element benutzt. Gleichzeitig
greift sie den Rhythmus der Paradierenden auf und steigert, durch die malerische
Zersplitterung der Bildoberfläche, deren Bewegungsdynamik noch zusätzlich. Die
unterschwelligen Totalitätsansprüche gesellschaftlicher Codes und Normen, sowie die
agressiven Potentiale von Ritualen werden sichtbar.