In der Ausstellung Passagen zeigt Abel Neue Kunst Arbeiten der Maler Bernd Fox, Berlin
und R.J.Kirsch, Köln.
Die kleinformatige Arbeiten von Bernd Fox zeigen eine Welt eigenartiger Gebilde. Es sind
meist organisch anmutende Formationen keimenden oder auch verkümmernden Lebens,
Kristallisationen oder Manifestationen mikroskopischer Phänomene. „Nuclei“ nennt Fox diese
Arbeiten, in denen sich aus kreisförmigen Flecken Zellstrukturen zu entfalten scheinen, um
in grotesken, physiognomischen Konstellationen zu verwachsen. Manche dieser Verwachsungen
lassen scheinbar auch Physiognomien erkennen, die meist auf ihre anatomischen
Grundmuster, wie Auge, Nase und Mund reduziert bleiben. So entfesselt Fox aus
seinen Kernen einen veritablen Zoo „selbstorganisierender Prozesse“, die mehr oder weniger
konkret eine Welt eigentümlicher Lebensformen heraufbeschwören.
R.J. Kirschs malerische Arbeit entwickelt sich im Wechselfeld von Malerei und Medien. Seine
Bildvorlagen stammen in der Regel aus konkreten Nutzungskontexten, wie Zeitschriften
oder dem Internet. Die einer Funktion unterworfenen Bildwelten werden durch die künstlerische
Bearbeitung in die Malerei „zurückgeholt“. So reagiert er in seiner Serie von Satellitenbildern
auf die fortschreitende Entwicklung globaler Beobachtungstechniken, wie der erst
kürzlich von google erstellten Software zur „virtuellen Begehung“ der Erdoberfläche, die ein
deutliches Indiz darstellt für einen sich in die totale Erfassung erweiternden Landschaftsbegriff.
In seiner Serie „Rhythmus der Statistik“ beschäftigt sich Kirsch mit Verkehrsunfällen
aller Art und ihrer medialen Abbildung. Durch die persönliche Auswahl des Motivs virtuell
am Unfallort angekommen, bleibt Kirsch nichts anderes übrig, als die Trümmer zu sortieren,
um über den Bildaufbau eine Idee von Ordnung wieder herzustellen. So erscheint jede
Skizze wie die ästhetische Heilung einer zertrümmerten Wirklichkeit.
In ihrer Gegenüberstellung zeigen sich Fox und Kirsch als wahlverwandte Kollegen, die ihrem
Interesse an Organisationsprozessen nachgehen. Während Fox in seinen Bildern ein mikroskopisches
Szenario von Zellkernen, Membranen und Bakterien entwirft, sind in Kirschs
Bildwelt, Fernrohre, Teleskope und Kameras das bestimmende Instrumentarium. In ihrer
Auseinandersetzung mit dem heranzoomenden Blick, versinnbildlichen beide unsere sich
verändernde Wahrnehmung von Welt.