Die Zukunft von "ich gebe" ist "du nimmst" - eine scheinbar absurde Aussage, die auf einem sprachlichen Missverständnis beruht - dabei aber einen disparaten, verwirrend tieferen Sinn ergibt. Die beiläufige Fehlinterpretation mündet jedoch unvermittelt in die zynische Erkenntnis einer besitzergreifenden Haltung.
Die fotografischen und filmischen Szenen von Richard Schütz zeigen oft Situationen, die sowohl chaotisch als auch funktional wirken. Ihre Absurdität äussert sich in der brüchigen Normiertheit der Dinge und der klaustrophoben, verstellten Leere von Orten. Der erste Eindruck ist bestimmt von Abwesenheit, eingeschrieben in morbide Zeichen eines billigen Überflusses. Die eloquenten wie desperaten Oberflächenerscheinungen unserer sich selbst verzehrenden Kultur und das Ausmaß ihrer (selbst)zerstörerischen Verdrängung werden in den Arbeiten von Richard Schütz symbolisch ablesbar: beiläufig aber obsessiv angehäufte Dinge, deren Bedeutung zerfällt, indem sich ihre Funktion im repräsentativen Anspruch erschöpft, sofern dieser nicht schon der Kontrolle entglitten ist und sich in Auflösung begriffen als Simulakrum entlarvt.
Doch die Ausstellung eröffnet dem Betrachter auch ein Zurückkehren zur Leere als einen physischen Ort, dessen Existens sich scheinbar selbstvergessen dem Auge darbietet: Ansicht als Abwesenheit. Nicht stumm, aber sprachlos verstummend.
Es bleibt, die Grenze der erkennenden Wahrnehmung zu überschreiten, hinüber in die Konkretion des Abstrakten als einen imaginären Raum. So, als würde man durch den Spiegel gehen und elementare wie arbiträre Eindrücke von Welt wie diffuse Schemen erinnernd mitnehmen, ahnend, dass die Rückseite des Spiegels blind sein wird. Kein Licht wird sich brechen, kein die Sinne verführendes Spektrum als eine auf sich zurückgeworfene Welt entfalten. Doch ohne Trug kein Bild. Ohne Bild kein Selbst und ohne Selbst keine Erkenntnis über das Trügerische im symbolischen Tausch.
Richard Schütz, 1965 geboren in Frankfurt am Main, studierte zwischen 1986 - 1993 Kunst, Fi`?????r??Dielm, Philosophie und Medientheorie in Kassel, London und Berlin. (M.A.). 1995 - 2000 Multimedia Installationen und Internetprojekte mit der Medienkünstlerin Kerstin Weiberg, u.a. für die Ausstellung MEMENTO, Haus am Waldsee, Berlin (1995), das Cultural Capital of Europe Festival, Thessaloniki (1997) und die EXPO2000, Hannover. An Ausstellungsteilnahmen mit Fotografie, audiovisueller Installation und Film sind ausserdem hervorzuheben: 2000: Artistenmetaphysik. Friedrich Nietzsche in der Kunst der Nachmoderne, Haus am Waldsee, Berlin; 2002: Harmlose Welt, Galerie im Park, Bremen; 2003: ATOPIA, Goethe Institut, Athen; 2004: SCHRIFT. BILDER. DENKEN. Die Kunst der Gegenwart und Walter Benjamin, Haus am Waldsee, Berlin; 2005: RESERVOIR IX. behaust / unbehaust, Grosser Wasserspeicher, Berlin; 2006: Super 6, ABEL Neue Kunst, Berlin sowie Strange Screen Festival, Cinema Museum, Thessaloniki. Richard Schütz lebt und arbeitet in Berlin.
“The future of I give is you take” describes an apparently absurd assertion, which is based on a verbal misunderstanding, but implies a confusingly disparate deeper sense. The incidental misinterpretation leads abruptly to the cynical realisation of a possessive posture.
Richard Schütz’s photographic and cinematic scenes often present situations, which have a chaotic, as well as functional effect. Their absurdity is expressed by the fragile character of the represented objects and by the claustrophobic emptiness of the depicted places. The first impression is defined by absence, inscribed in morbid signs of a cheap affluence. His works symbolically visualis`????????????e the eloquent and disparate appearance of the surface of our self-consuming culture and the degree of its destruction: randomly, but obsessively accumulated objects, whose significance collapses, as their function exhausts itself in a mere representative pretension; unless its assumption of control does not already expose itself as a simulacrum about to desintegrate.
Yet, this exhibition also allows the viewer a return to emptiness as a physical place, whose existence seems to be absent-mindedly presented to the eye. Notion understood as absence. Not silent, but speechlessly ceasing.
What remains, is to transgress the limits of our cognitive perception by transforming the abstract into an imaginative space. As if you would walk through a mirror, taking with you the arbitrary memories of the world, remembering these as blurred patterns and presaging that the backside of the mirror will be blind. No light will refract, no spectrum seduces the senses unfold. But no image without deceit. Without image there is no self and without self there is no recognition of the delusiveness in the symbolic barter.
Richard Schütz, born in 1965 in Frankfurt/Main, studied between 1986 and 1993 visual arts, film, philosophy and media theory in Kassel, London and Berlin (M.A.). From 1995 to 2000 he developed multimedia installations and web projects in cooperation with the media artist Kerstin Weiberg, among others for the exhibition MEMENTO, Haus am Waldsee, Berlin (1995), The Cultural Capital of Europe Festival, Thessalonica, Greece (1997) and EXPO 2000, Hanover, Germany. The following participations in exhibitions have to be mentioned: 2000: Artistenmetaphysik. Friedrich Nietzsche in der Kunst der Nachmoderne, Haus am Waldsee, Berlin; 2002: Harmlose Welt, Galerie im Park, Bremen; 2003: ATOPIA, Goethe Institute, Athens, Greece; 2004: SCHRIFT. BILDER. DENKEN. Die Kunst der Gegenwart und Walter Benjamin, Haus am Waldsee, Berlin; 2005: RESERVOIR IX. behaust / unbehaust, Grosser Wasserspeicher, Berlin; 2006: Super 6, ABEL Neue Kunst, Berlin, as well as Strange Screen Festival, Cinema Museum, Thessalonica, Greece. Richard Schütz lives in Berlin.